Bühnenbildentwurf, 1996
Oper in drei Akten von Alban Berg, nach den Tragödien „Erdgeist“ und „Büchse der Pandora“ von Frank Wedekind
Entwurf in Auszügen, Modellfotos, konzipiert für die Bühne des Staatstheaters Darmstadt
1. Akt 2.Szene: Haus des Malers Schwarz DACHTERRASSE
Gehobene Gesellschaft, anmaßende Schlichtheit. Die Terrasse duckt sich unter einer imaginären
Reaktor-Sonne. Hier wird Lebensraum zur Wüste.
Für den Maler Schwarz bedeutet der Gang über die Wendeltreppe nach unten der Weg ins Reich
der Toten
2. Akt 1.Szene: HAUS DR. SCHÖN
Großzügiges Anwesen mit Pool, doch im Pool gibt es kein Wasser. Die Benutzung des Sprungturmes
wäre reiner Selbstmord. Ein schmaler Steg führt über das Loch. Einzig Lulu triumphiert über dem
Abgrund, indem sie auf der kleinen Schaukel mit kindlicher Leichtigkeit das Bodenlose überbrückt.
Das Anwesen ist karg und leblos, es finden sich ausschließlich eckige Formen.
Eine Zelle, ein Bunker, Lulus Lebenswandel hat einen Preis.
3. Akt 1.Szene: CASINO
Halbwelt, Eingeweihte unter sich: Spieler, Wettbegeisterte, Betrüger. Das Casino ist ein Etablissement
mit Hinterzimmern zum Speisen und anderen Freuden.
Das Schlundloch im Bühnenboden hat sich vergrößert. Die Spieltische und Vergnügungsszenen in
der Senke werden durch drei riesige Spiegel für das Publikum sichtbar.
Im Hintergrund eröffnet sich durch vier Fassadenklappen der Ausblick auf ein tiefer gelegenes,
nächtliches Stadtpanorama. Mittels der vier Treppentürme ist ein unermüdliches Kreisen zwischen
Vorder-,Hinter- und Unterbühne möglich. Sehen und gesehen werden.
3. Akt 2.Szene: ENDSTATION
Ein einziger schmaler Steg, der über dem Abgrund ragt. Hier ist die Welt zu Ende.
Die vier Treppentürme bilden zusammengeschoben den Kai am Hafen. Auch die Treppen führen in
die Tiefe.
Konzeption
Die Figur der Lulu wird von einer korrupten und dekadenten Gesellschaft umgeben, deren egomanisches Verhalten Lulu zum Zweckmittel degradiert. Lulus freizügige Natürlichkeit wird zum Quell der Sehnsüchte ihrer Umgebung.
Sie wird zur Projektionsfläche, auf der jeder sein eigenes Wunschbild zu erkennen glaubt.
Aber die Freier und Nutznießer schlagen bei dem Versuch fehl, Lulus Lebensenergie aufzusaugen. Lulu ist das Messer, über
das sie springen müssen, wenn sie es besitzen wollen.
Der Bühnenraum ist umbaut mit einer dreiseitigen Black-Box, ein riesiger laborartiger Experimentierkasten, dessen Grenzen bereits abgesteckt sind, innerhalb derer die Figuren agieren. Diese Box öffnet Klappen und Türen, schafft Ausblicke, Flucht- oder
Gefahrenwege und Beleuchtungsmöglichkeiten. Der Dramaturgie der Geschichte folgend, verändern sich die Ausmaße der Box
nicht nach hinten oder der Seite, sondern nach unten.
Szene für Szene öffnet sich der Bühnenboden segmentweise, bis am Ende nur noch ein riesiges Schlundloch übrigbleibt.